Steinplatte von Kylver

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Runenreihe:

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Signatur:

Fundjahr:

Aufbewahrungsort:

Kalksteinplatte (Grabplatte)

400-475

Steinkistengrab beim Hof Kylver in Stånga, Gotland

Schweden

Älteres Futhark

Magisch, Bannung von Toten, Schutzzauber (?)

KJ1, G88

1903

Statens Historiska Museet, Stockholm (Inventarnummer 13436A)


Inschrift

(ᚠ) Λ ᚦ ᚨ ᚱ ᚲ ᚷ ᚹ ᚺ ᚾ ᛁ ᛃ ᛈ ᛇ ᛉ ᛊ ᛏ ᛒ ᛖ ᛗ ᛚ ᛜ ᛞ ᛟ ?

 

ᛋ Λ ᛖ Λ ᛋ

 

(f) u þ a r k g w h n i j p ï ʀ s t b e m l ŋ d o ?

s u e u s

Beschreibung

Die Inschrift befindet sich nahe der Längskante und besteht aus zwei Teilen: Links die Futhark-Reihe, etwas weiter rechts die Inschrift sueus.

Der Kylver-Stein trägt das gesamte Futhark, allerdings sind Eihwaz und Perthro vertauscht. Ansuz und Berkana sind Wenderunen. Fehu, Jera und Wunjo sind teilweise zerstört bzw. schwer lesbar. Ingwaz ist um 45° gedreht und liegt mit der geraden Seite auf der Zeile auf. Im Gegensatz zu den Brakteaten von Grumpan und Vadstena überliefert der Kylver-Stein die Reihenfolge d-o und nicht o-d. Am Ende findet sich ein Zeichen, dessen Bedeutung nicht ganz klar ist und das in der Form einer Tanne ähnelt.

Deutung

Auch wenn die Deutungen der Inschrift in Teilen auseinandergehen, stimmen sie doch zumindest in den Lesungen überein. Das Futhark wird immer als solches erkannt und wiedergegeben, etwas fraglicher ist die Bedeutung des Zeichens daneben. Das Wort sueus wird als Palindrom (rückwärts wie vorwärts gelesen gleich bleibendes Wort) zu eus gedeutet, insbesondere, da das erste s gespiegelt ist.

 

Futhark: Für das Futhark gibt es eine Reihe unterschiedlicher Deutungen, die im Kern alle auf einen magischen Kontext hindeuten. Die Schwierigkeit, die Futharkreihe als Ganzes in einer Inschrift zu interpretieren, beläuft sich dabei nicht nur auf den Kylver-Stein, sondern auf sämtliche Denkmäler, welche die Runenreihe vollständig oder in Teilen wiedergeben. Grundsätzlich geht man davon aus, das Futhark stelle sämtliche Runen dar und vereine somit die geballte magische Kraft aller in sich. „Die Hauptinschrift, das Futhark, soll vermutlich alle Runenkräfte insgesamt mobilisieren, um den Frieden des Grabes zu sichern, sei es gegen einen Störenfried von außen, sei es gegen den etwaigen Wiedergänger.” (Wolfgang Krause, vgl. RGA 17, S. 523)

 

Zeichen: Das Zeichen ähnelt einer Tanne. Links gehen 6, rechts 8 Zweige ab, die unterschiedlich gedeutet wurden.

  • Eine vervielfachte Tiwaz-Rune, wie man sie auch auf dem C-Brakteaten aus dem Raum Køge findet.
  • Ein Symbol des Weltenbaumes.
  • Eine Multiplikation von 6 x 4 = 48, also die doppelte Zahl der 24 Runen des Futharks.
  • Eine Eibe, auf die aufgrund der 6 + 8 = 14 Zweige nochmal deutlich hingewiesen wird, da die Eibenrune Eihwaz die 14. des Futharks ist.
  • Ein simples Schlusszeichen der Futhark-Inschrift.

 

sueus: In großer Mehrzahl geben die Forscher sueus als Palindrom von eus an, was gotländisch für Pferd ist. Marstrander hat darauf hingewiesen, dass die Inschrift genau achtfüßig ist und somit auf Odins Pferd Sleipnir anspielen könnte. Er stellt daher die Inschrift „in den Kult Wodans als Totenführer”.

Träger

Bei der Steinplatte von Kylver handelt es sich um einen rechteckigen, unbearbeiteten Stein von einer Größe von etwa 100 x 70 x 10 cm. Die beschriftete Seite ist eben. Sie war Teil einer Grabkammer, die genaue Lage ist allerdings unklar, da davon ausgegangen wird, dass der Stein versetzt wurde.

Die Grabkammer hatte die Maße von 3 x 2,25 m und bestand aus drei Kammern, die sich um einen Raum in der Mitte sammelten. In einer davon konnte eine Brandbestattung festgestellt werden, es ist allerdings möglich, dass auch weitere Bestattungen gab. Des Weiteren fand man Riemenbeschläge.

Bei der Ausgrabung ragte die Platte schräg und lose aus der Erde auf der Nordostseite der Kammer, die beschriftete Seite zeigte nach außen. In der Forschung wurden unterschiedliche ursprüngliche Positionen der Platte diskutiert, vermutlich war sie in die Grabkammer eingefasst. Die abgeschliffene Seite legt nahe, dass die Runeninschrift nach innen gerichtet war.

Datierung und Fundkontext

Das Steinkistengrab befindet sich auf der Insel Gotland, nahe der Ortschaft Stånga. In der Nähe eines Gräberfeldes nahe dem Gehöft Kylver wurde es 1903 entdeckt. Noch im selben Jahr wurde der Stein in das Statens Historiska Museum in Stockholm gebracht.

Trotz der Integration in die Grabkammer ist eine genaue Datierung der Steinplatte schwierig: Solcherlei Gräber kamen in Gotland vom 1. bis ins 6. Jahrhundert vor, die gefundenen Riemenbeschläge grenzen die Zeit auf 400 bis 475 ein. Die Vermutung, dass es allerdings weitere Bestattungen in dem Grab gab, verhindern, dass diese Zahl sicher angenommen werden kann.

Bedeutung

Die Steinplatte von Kylver gehört zu jenen Funden, welche das gesamte Futhark überliefern. Dabei spielt sie eine herausragende Rolle, da sie die einzige Steininschrift darstellt. Zusätzlich sind zwei der anderen Funde beschädigt und unvollständig (Halbsäule von Breza, Bügelfibel von Charnay), die anderen beiden (die Brakteaten von Grumpan und Vadstena) bilden eine andere Runenfolge ab (Endung o-d, nicht d-o). Außerdem ist der Brakteat von Grumpan beschädigt.

Hinzu kommt, dass Kylver von all diesen Funden zu den ältesten gezählt wird (Arntz).

Literatur

Für eine ausführliche Literaturliste siehe auf der Seite des Runenprojekts Kiel.


Quellen

RGA 17: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd17, Walter de Gruyter Verlag, Berlin & New York 1998.

Arntz: Arntz, Helmut, Handbuch der Runenkunde, Edition Lempertz, Königswinter 2007 (1944).

Düwel: Düwel, Klaus, Runenkunde, Verlag J.B. Metzler, Stuttgart Weimar 2008.

Runenprojekt Kiel: Webseite des Runenprojekts der Uni Kiel.

Karte: Google Maps-Kartenausschnitt, hergestellt am 10.09.2018.

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Kommentare: 2
  • #1

    Kaan (Mittwoch, 06 Dezember 2023 03:29)

    Was we're wenn einer es schon lange komplett gelesen hat ???

  • #2

    Eichenstamm (Mittwoch, 06 Dezember 2023 11:07)

    Wie meinst du? Spielst du auf jemanden an?

    Grüße