Objekt:
Datierung:
Fundort:
Land:
Runenreihe:
Inhalt:
Aufbewahrungsort:
Mamorlöwe (Statue)
2. Hälfte des 11. Jahrhunderts
Piräus (Griechenland), steht heute in Venedig
Italien (eigentlich Griechenland)
Jüngeres Futhark
Unlesbar, mit großer Sicherheit die Inschrift eines reisenden Wikingers
Vor dem Arsenal in Venedig
Inschrift
Die Inschrift befindet sich über den gesamten Körper des Löwen verteilt, eingefasst in Schlangenbänder im typischen Wikingerstil. Regen und Wetter sowie Beschädigungen im Krieg gegen die Osmanen haben die Schrift so weit abgetragen, das sie kaum noch lesbar ist - noch heute steht der Löwe von Piräus ungeschützt unter freiem Himmel. Aus diesem Grund kann kein größerer Zusammenhang rückerschlossen werden, nur einzelne Wörter und Runen sind erkennbar.
Bei der Inschrift handelt es sich um das jüngere Futhark.
Einzelne lesbare Wörter sind:
- trikir (junger Mann)
- þair (3. Pers. Pl. Mask. sie)
- (i ha)fn þisi (in diesem Hafen)
- r(un)ar þisar (diese Runen)
Träger
Der Mamorlöwe von Piräus stand ursprünglich in der Hafenstadt Piräus, nahe Athen in Griechenland. Mitte des 17. Jahrhunderts zogen die Italiener in den Krieg gegen die Osmanen, welche die Stadt zu dieser Zeit besetzt hielten. Nach ihrem Sieg verschifften sie die Löwenstatue nach Venedig und setzten sie vor das dortige Arsenal.
Von dem Löwen wurde zwei Kopien angefertigt: Die eine steht im Staatlichen historischen Museum von Stockholm, die zweite am Ursprungsort der Statue, nämlich im Hafen von Piräus.
Datierung
Der Löwe selbst wurde wohl im 4. Jahrhundert v.u.Ztr. geschaffen, die Runen über ein Jahrtausend, etwa Mitte bis Ende des 11. Jahrhunderts angebracht. Dies lässt sich am Stil der Tierornamentik ablesen, die kennzeichnend für die schwedische Provinz Uppland ist. Man geht davon aus, dass der Ritzer ein Wikinger auf Reisen war, vielleicht ein Anhänger der Waräger (RGA, Krause), der wikingischen Garde des byzantinischen Kaisers, oder ein Gefolgsmann Haralds Harðráði, dem späteren norwegischen König (Elliott).
Bedeutung
Der Löwe von Piräus gehört zu den exotischsten Runenfunden überhaupt. Er ist eines der wenigen Beweisstücke für die Reisen der Wikinger in die mediterranen Gebiete.
Quellen
RGA 23: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd 23, Walter de Gruyter Verlag, Berlin & New York 2003.
Düwel: Düwel, Klaus, Runenkunde, Verlag J.B. Metzler, Stuttgart Weimar 2008.
Krause: Krause, Arnulf, Runen, Marix-Verlag, Wiesbaden 2017.
Elliott: Elliott, Rudolf Warren Victor, Runes. An Introduction, Manchester University Press, Manchester 1989 (1959)
Karten: Google Maps-Kartenausschnitt, hergestellt am 30.10.2018.
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