Unter dem Asenglaube beziehungsweise der Firnen Sitte (Bezeichnung, die auf diesen Seiten öfter verwendet wird) oder auch dem
Germanischen Heidentum (Bezeichnung, die auf diesen Seiten möglichst vermieden wird) versteht man den Glauben an jene Götter, die vor der Christianisierung in Zentral- und Nordeuropa verbreitet
waren. Dieser Glaube hielt sich unterschiedlich lang und verschwand im 5. bis 6. Jahrhundert bei den Franken, Ende des 8. Jahrhunderts bei den Sachsen, im Jahr 1000 bei den Isländern und um 1100
bei den Schweden.
Der Asenglaube ist ein Polytheismus, das heißt, viele Götter verfügen über eine unterschiedlich große Macht, wobei eine Hierarchie nicht herauszuarbeiten ist. Diese Macht variiert von Gebiet zu
Gebiet, von Zeit zu Zeit, von Stamm zu Stamm — und damit lässt sich auch keine omnipotente und omnipräsente Hauptgottheit feststellen. Bei den Schweden war dies beispielsweise Freyr, beim Adel
Odin, bei den Bauern Thor. Entgegen vieler Tabellen oder vereinfachenden Aussagen sind die Götter nicht schlichten Stichwörtern zuzuordnen, sondern vertreten weitgefächerte Bereiche, die nicht
immer einen direkten Zusammenhang haben, wobei sich ihre Aufgaben häufig überschneiden. Auch ist ihr „Zustandsbereich” keinesfalls statisch, sondern unterliegt einem Wandel, der den Wandel der
Völker spiegelt (zu Zeiten als kriegerische Auseinandersetzungen wichtiger wurden, wurden mehr Götter mit intensiveren Kriegsrollen ausgestattet). Dies bedeutet allerdings nicht, dass die Götter
und Mythen die Geschichte der Welt widerspiegeln (wenn etwa der Vanenkrieg als Mythifizierung der Eroberung der Indogermanen über die europäische Urbevölkerung betrachtet wird).
In der Alten Sitte geht es nicht nur um den Glauben an Götter, sondern auch an verschiedene „niedere” Geisterwesen (Elfen/Alben, Zwerge, Riesen, Fylgjas, Valküren, Nornen, Disen uvm.), die durch
Opfer freundlich gestimmt werden wollen und sich teilweise ihre Machtbereiche mit den Göttern teilen beziehungsweise diesen auch entgegenstehen können. Nicht immer sind die Götter diesen dabei
überlegen.
Im Zentrum des Kultes steht das Opfer, das sogenannte Blót. Dieses dient dazu, eine Beziehung zwischen Mensch und Gottheit aufzubauen und sie durch Gabe und Gegengabe zu stärken. In der Alten
Sitte lautet ein Grundsatz, dass Gaben vergolten werden wollen, sei es zwischen Menschen, sei es zwischen Menschen und Göttern. Auf diese Weise soll ein freundschaftliches Verhältnis
geschaffen werden, von dem beiden Seiten profitieren.
Die Thematik des Opfers ist jedoch weit komplexer als man es in einem Absatz darstellen könnte und benötigt noch ausschweifendere Vertiefungen meinerseits. Insbesondere da es das Herzstück der
Alten Sitte ist, scheint mir ein leichtfertiger und unterschätzender Umgang nicht gerechtfertigt, ein Tropfen Met am Wochenende und einen Apfel zu Jul wird meines Erachtens der Sache nicht
gerecht.
Der moderne Asenglaube kämpft heute mit einer Vielzahl von Schwierigkeiten. Dazu gehören der Bruch der Tradition, der
etwa tausend Jahre angedauert hat, die nicht vollständige Quellenlage, die Politisierung des Themas (sei es im 3. Reich, sei es heutzutage) sowie die noch immer
mangelnde Infrastruktur beziehungsweise Bündelung der Asentreuen in verknüpften Gruppen und Vereinen. Indem diese Vereine wenig bieten, aber starke Bilder nach außen prägen, sind sie noch
immer nicht imstande, einen Großteil der Gläubigen anzulocken.
Es ist fraglich, wie sich diese Probleme in Zukunft entwickeln: Werden sie weiter vor sich hindümpeln, unbemerkt von der Außenwelt, unübersehbar für den internen, und dort weiterhin eine
Verwurzelung verhindern? Werden sie auf ein stabiles Fundament erhoben und so nach und nach aus der Welt geschafft? Oder werden sie mit jedem Jahr größer und das Scheitern der Alten Sitte
bedingen?
An erster Stelle müssen wir die Probleme erkennen und analysieren. Einige Gedanken dazu unter der Rubrik „Alte Sitte”.