Die Íslendingabók zählt als das älteste uns bekannte Geschichtswerk der Isländer. Ihr Name bedeutet so viel wie "Buch der Isländer" (bók = femininum, daher 'die Íslendingabók'). Ari Þorgilsson verfasste sie zwischen 1122 und 1133, nachdem er bereits eine Urfassung geschrieben und den Bischöfen Þorlák und Ketill vorgelegt hatte, welche ihn dazu ermutigten, seine Arbeit weiterzuführen.
Das Werk ist auf Isländisch verfasst, was ungewöhnlich für das Mittelalter, wenn auch nicht für Island ist. Kleine Überschriften auf Latein zeigen jedoch, dass Ari dieser Sprache nicht nur kundig war, sondern auch lateinische Texte gelesen hatte, da diese in ähnlicher Art und Weise aufgebaut sind. Nach der Einleitung etwa beginnt er etwa die typisch lateinische Inhaltsangabe mit den Worten "In hoc codice continentur capitula", also "In dieser Schrift sind jene Kapitel enthalten".
In der Íslendingabók geht es um die Landnahme Islands, die Entstehung des Things und der Gesetze sowie um die Annahme des Christentums.
Ari verwendet nur wenig eindeutige Jahreszahlen. Die meisten Ereignisse führt er - wie es für die Zeit üblich war - auf Menschen zurück, etwa auf das x-te Jahr nach dem Tod eines gewissen Königs. Nicht immer konnten diese Angaben historisch belegt werden, in manchen Fällen sind sie gar unwahr.
Die heutigen erhaltenen Handschriften stammen aus dem 17. Jahrhundert und wurden beide von Jón Erlendsson von einem Manuskript des 12. Jahrhunderts kopiert. Dieses muss bald darauf in Dänemark verloren gegangen sein, denn nur kurze Zeit später konnte es trotz Bemühungen vonseiten Árni Magnússons nicht mehr gefunden werden. Die erhaltenen Handschriften tragen die Nummern AM 113 a fol. und AM 113 b fol.
Auf den beiden Bildern sind die Handschriften von Jón Erlendsson zu sehen. Beide Seiten zeigen den Beginn des 6. Kapitels "Über Grönlands Besiedelung", leicht erkennbar an den frei gelassenen Flecken links, wo eigentlich Initialen hätten eingefügt werden sollen. Bei AM 113 a fol. beginnt das Kapitel beim ersten Absatz, bei AM 113 b fol. beginnt es in der letzten Zeile der Seite:
"[L]and þat es kallat es Grænland fanzt oc bygþist af Islande": "Das Land, das man Grönland nennt, wurde von Island aus entdeckt und besiedelt" (übersetzt nach [1]).
Quellen:
[1] Böldl Klaus, Vollmer Andreas, Zernack Julia, Isländersagas. Texte und Kontexte, 2011.
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